Mein Rennen für die Ewigkeit

                                        Triple Deca Continuous

                114 km swim; 5400 km bike; 1266 km run

  • So das einmal zu den Distanzen die da in den einzelnen Disziplinen am Stück in der angeführten Reihenfolge kontinuierlich mit vorgegebenen Cut-Off Zeiten abzuarbeiten sind.
  • Das es zu den vorangegangenen Bewerben Deca und Double-Deca in der Schweiz eine weitere Steigerung geben wird hab ich irgendwie schon ein wenig befürchtet. Aber wenn es ein Veranstalter als Weltpremiere anbietet, war ich mir auch sicher, dass ich da dabei bin. Meine Luft nach oben ist auch schon begrenzt. Im Spätherbst 2023 stand fest das der Bewerb am Gardasee Le Ninfee mit 01.September 2024 starten und spätestens am 15. Oktober 2024 für alle zu Ende geht. Die offizielle Starterliste füllte sich. Es waren eigentlich alles bekannte Gesichter die schön verteilt auf dem ganzen Planeten zu Hause sind. Es hat auch nicht lange gedauert und ich war auch dabei. Schließlich ist es wieder eine Riesenchance einen Bewerb zu starten den es noch nie gegeben hat.

  • Trainingsbeginn war wie jedes Jahr der 01. Nov. Mit Spinning Rad, Schitouren, Bergwanderungen und Trail Läufen. Wie man so sieht, ist der größte Teil im Outdoorbereich. Schwimmen werde ich wie immer vernachlässigen und erst dann starten, wenn die öffentlichen Bäder im freien geöffnet haben. Vsl. Mitte Juni
  • Der Trainingsumfang belief sich dann auf 10.000 km Spinning Rad, 15.000 km radeln im Freien. Ca. 2000 km laufen und 120 Std. schwimmen.
  • Meine Ausdauer ist größtenteils dem Radeln Schitouren und Wanderungen zuzuschreiben. Beim Laufen hab ich max. 25 km Distanzen gemacht mit Tempos die im Bewerb mehrere Etappen am Tag ermöglichen. Die längeren Raddistanzen lagen so um die 360 km, welche auch dann eine planmäßige tägliche Vorgabe für mich darstellten. Beim Schwimmen machte ich nie mehr wie 6 km Einheiten, und zwar in einem Tempo von 2:20 min/100m welches ich dann im Bewerb auch über längere Strecken mit Kurzpausen am Beckenrand durchgezogen habe

Die Radsaison so ab April war dann nicht so schlecht. Es hat zwar viele Wind Tage gegeben. Ich hab dann bei den längeren Ausfahrten schon gemerkt, dass ich trotz beachtlichen km/ Schnitt eine sehr geringe Trainingsbelastung habe. Das ist das Beste, was einem im Ultrasport passieren kann, weil dadurch wenig Regeneration für den nächsten Tag erforderlich ist. Auch die 30 km Läufe konnte ich 2–3-mal in der Woche locker durchführen ohne besonderes Belastungsgefühl. So baute sich dann ein schöner Trainingsumfang der im Frühjahr noch mit Schitouren, später mit Bergwanderungen sowie einigen Laufbewerben im Weizer Bezirkslaufcup auf. Mitte Juni hab ich dann mit dem Schwimmen begonnen, Freibad Fladnitz und Gleisdorf. Meinen Trainingshöhepunkt was Radeln und Laufen betrifft hatte ich so um den 15. August, etwa 2 Wochen vor dem Start. Das Schwimmen behielt ich bei. Radeln und laufen nur mehr in ganz kleinen Umfängen.

29.August: Alles zusammenpacken und fertigstellen für die morgige Abfahrt nach Italien.  

  • 30. August: Abfahrt 06:00 Uhr Passail Breitangerweg 3/1. Ankunft 12:30 Uhr Le Ninfee Gardasee. Zwei Pinkel und Kaffeepausen. Ohne besondere Vorkommnisse. Auto vor dem Camp abgestellt und schon sieht man bekannte  Gesichter, mit denen man nach der Begrüßung allerhand zu besprechen hat. Die Veranstaltung hat sehr viele Bewerbe. Viele verschiedene Triathlons, aber auch Ultraläufe bis zu 3000 km.
  • Die Unterbringung ist in einem Zelt, in dem ich jetzt nur Laufsachen reinstellen werde.  Der Schwimmstart für die Triple Deca Continuous Version ist ca. 7 km entfernt in einem 50m Becken wo wiederum ein Zelt für die Ruhe und Schlafpausen für mich aufgestellt ist. Ein weiteres Zelt ist auf der 11 km Radstrecke aufgestellt und erst dann kehrt man wieder zum Ausgangspunkt zurück, wo dann nach den 30ig Marathon gefinisht wird. Das war auf jeden Fall eine besondere Logistische Herausforderung, besonders wenn man da ohne Support unterwegs ist. Aber alles gut mit Hilfe von Freunden erledigt.
  • 31 August: Ja wie gewohnt Athleten Vorstellung und Briefing. Hinweise, Verbote usw. Gemeinsames Abendessen, plaudern, Begrüßen Fragen.
  •  01. Sept. Schwimmstart im 50ig Meter Becken 114 km (2280 lg) um  18:22 Uhr auf Bahn 5 mit 4 weiteren Athleten. Cut OFF Zeit ist 108 Std. Meine gewohnte Strategie ist 80 Längen (4km) zu schwimmen und danach eine kurze Trink und Essenspause (Riegel, Datteln usw). zu machen. Dies machte ich nur bei den ersten 4000 m da ich sofort merkte das auf Grund

der hohen Temperaturen von Luft und Wasser zu viel war und ich da bald in eine Unterversorgung geraten würde. Also neuer Plan 2000m bzw. 40 Längen. Das passt. Da der Start um 18:22 Uhr war, und ich wie in den vorangegangenen Bewerben die 38 km durchgeschwommen bin war der erste Ausstieg vom Wasser, um eine Schlaf und Ruhepause von ca. 6 Std zu machen erst am nächsten Tag so gegen 13:00 Uhr. Plötzlich ruft da wer meinen Namen?  Besuch aus der Heimat. Sepp Kaltenegger stand am Beckenrand und schaute unserem Treiben zu. Ein Selfie für zu Hause und schon war er wieder weg. Das gleiche wollte ich auch für die nächsten 38 km so angehen. Es kam aber etwas anders, weil sich eine Müdigkeit einstellte, die ein effizientes Schwimmen nicht mehr möglich machte. Ich nutzte die Pause gleich zum Duschen. Hier ereignete sich dann ein kleines Unglück. Am nassen Boden im Vorraum bin ich ausgerutscht, gestürzt und hab mir den Schädel angehaut. So richtig bemerkt hab ich es, weil ich eben blutete. Am Beckenrand hab ich mich hingesetzt und mein Missgeschick erzählt. Gleich drauf ist die Xandi aus dem Wasser gesprungen, hat sich das angeschaut, und mir gleich gesagt, das kriegen wir hin und ich kann nach einer Pause mit einem Spezial Meixner Verband weitermachen. Nach der empfohlenen Pause, in der ich auch gut geschlafen habe, hat Ben einige Tests mit mir gemacht die er auch in den nächsten Tagen wiederholte. Danke an Walter, Xandi und Ben. Ohne die wäre es wohl das Ende für mich gewesen.

So, aber jetzt geht’s weiter. In Summe hab ich ca. 8 Std. pausiert, bevor ich meine größere Badehaube wieder aufsetzte und ins Geschehen einstieg. Ich hab mich echt gefreut das ich weitermachen konnte. Nach ca. 66ig Stunden Brutto beendete ich das 2. Drittel mit 76 km. Eine angemessene Pause und die nächsten 38 km wurden in zwei Etappen erledigt. Finish der 114 km nach ca. 96 Std. Brutto. Raus aus dem Wasser, Neo weg. Vorbereitung Transfer (alles, was man braucht) für Radstrecke durch Veranstalter.

Radbekleidung anziehen und mit Bike zur ca. 11,5 km entfernten Radstrecke mit Bike, welche zur Gesamtdistanz zählt, fahren. Im Bike Camp gabs wieder Zelte, die wir bezogen haben und von wo dann die 782 Runden zu fahren waren. Zelt einräumen, Auto holen und Startklar machen für den nächsten Tag.

5.September Start zur 5406 km langen Raddistanz. Der 7 km lange recht hügelige Rundkurs ist 782-mal zu fahren wobei bis zum Ende auch 36.000 Hm zu bewältigen sind. Also nicht flach. Ok das ist so. Bei Continuous Rennen sollte man auch nicht  zu große Erwartungen haben, wenn man seine Lieblingsdisziplin beginnt. Man merkt sofort, was eigentlich die lange Schwimmeinheit mit einem gemacht hat. Körper leer, Keine Energie und Seekrankheit waren am Anfang meine Begleiter. Das legt sich aber nach einem Tag und die Energie schießt wieder voll ein. Der Körper ist wieder fit, und der Kopf weiß was zu tun ist. Plan ist 360 km pro Tag. Die Rahmenbedingungen und da spreche ich jetzt von den Höhenmetern, den Zustand der Fahrbahn und dem schlechten Wetter waren wirklich nicht die besten und trugen dazu bei das es eine heftige Herausforderung am Bike war. Die vorhandenen Schlaglöcher, vor allem in der Nacht bedurften einer besonderen Aufmerksamkeit, nichts leichter als zu stürzen. Regen Wind und Kälte konnten uns aber nicht davon abhalten die tägliche Distanz mehr oder weniger durchzuziehen.

Ganz wichtig beim Biken ist, wenn man merkt, egal ob Tag oder Nacht, wenn eine Müdigkeit aufkommt die Straße sofort verlassen. Ab ins Zelt und pausieren. Oft reichen kurze Schlafpausen und man ist wieder hoch konzentriert und Wettkampffähig. Ich bin als dritter auf die Radstrecke gekommen. Unbedingt erwähnen möchte ich auch das ich auf der Radstrecke auch Besuch von zu Hause hatte. Die Kalteneggers und die Hafis kamen vorbei und wünschten mir alles Gute. Danke meine lieben das ist sowas von Super.

  • Nach einiger Zeit konnte Goulwenn Tristant die Führung übernehmen und ich ihm auf Platz zwei folgen. Ich hatte auch jeden Tag mit Xandi Meixner die Möglichkeit einige Runden gemeinsam zu drehen, wo wir beide mit hohen Tempo großartige Gespräche führten. Das Ganze war echt immer eine Bereicherung, nebenbei ging auch einiges weiter. Toller Mensch super Sportlerin. Weils halt menschelt. Staßenverunreinigungen trugen auch noch bei das Räder teilweise unfahrbar wurden, weil die Schaltung nicht mehr funktionierte und eine komplette Reinigung erforderlich war. Aber egal was da kommt jede Situation und Streckenlänge findet irgendwann sein Ende, wenn man sich nicht von Dingen, die man nicht kontrollieren kann, unterkriegen lässt.
  • 22. September 2024 um ca. 16:00 Uhr hab ich die 782. Runde beendet. Die Bike-Finish-Fahrt durfte ich dann mit der Xandi in das ca. 11 km entfernte  Run-Camp in Le Ninfee  als zweit Platzierter machen. Nach dem Überfahren der Zeitmessungs-Matte stellte ich mein Bike ab und siedelte mein Auto mit Zeltinhalt vom Rad Camp nach. Es waren jetzt wieder einige Hausarbeiten nötig, bis ich mir mit Norbert die Laufstrecke anschaute und danach noch 10 km gelaufen bin. Aber jetzt ab ins Bett morgen ist der Start für 30 ig Marathons.

23 September: Nur mehr 30ig Marathons (1266km) bis zum totalen Finish. Meine Strategie war 85ig km pro Tag. Das ist gut gegangen die ersten Tage. Am 3.Tag bekam ich Besuch von zu Hause. Hat mich echt sehr gefreut. Meine Frau und Chris sind drei Tage geblieben und haben mich einige Runden sehr motiviert begleitet. Am Ende des zweiten Tages wurde festgestellt das meine Körperhaltung Rechtslastig wurde. Ich hätte das selbst sicher nicht bemerkt und war auch absolut schmerzfrei. Auf Anraten suchte ich den Physiotherapeuten Marco auf der mir am ersten Tag die Schultern wieder richtig positionierte und am zweiten Tag die Hüften gleichstellte. Er meinte das ich mich nach den Behandlungen immer ein wenig ausruhen sollte. Ok klar, dass mach ich. Das Ziel ist noch so weit weg das man da nix riskieren will, was auf Grund einer Fehlstellung vielleicht zu einer Entzündung führen könnte. Die ersten fünf Tage konnte ich den 85 iger Schnitt so irgendwie halten. Ab dem 6. Tag hab ich meine tägliche Distanz auf 75 km reduziert da ich noch einige Massagen bzw. Übungen, die auf den Tag verteilt wurden, durchführte. Der positive Effekt war das ich echt wieder aufrecht mit toller Körperhaltung weitermachen konnte und etwas früher in die Schlafpause kam.  Tagesablauf war 06:00 Uhr Tagwache ohne Wecker und 22:00Uhr Ende mit Laufen. Duschen, Hausarbeit und Vorbereitung für den nächsten Tag. Spätestens 24:00 Uhr Tiefschlaf. Das hat sehr gut für mich gepasst.  So vergingen auch die Tage. Weiteren Besuch und Laufbegleitung von den Schweibis, Susanne Robausch, Klaudia, Karl und meine Frau die mich dann auch bis zum Finish hervorragend betreute.

  • Meine Platzierung war jetzt Platz 3 mit 30 km Rückstand auf den zweiten und 80 – 90 km Abstand zum 4 Platzierten. Ich hätte nicht können und auch nicht wollen meine Tagesleistung steigern. Nur wenn der Vordermann langsamer wird, wäre ein vorbeilaufen passiert. Die Runden, die ich von meinem Besuch auf der Laufstrecke begleitet wurde, waren natürlich wieder sehr positiv. Es ist schon ein Wahnsinn, wenn du über die Matte läufst, mit dabei Peter Schweiberger und der km 1000 am Bildschirm erscheint. Es sind jetzt nur mehr 266 km. Ich möchte jetzt auch kurz zur Laufstrecke was sagen. Die Rahmenbedingungen waren auch beim Laufen sehr herausfordernd. Die Strecke war in einem Badeareal mit verschiedenen Untergründen wie Platten, Asphalt, Schotter und Wiese . Einige eckige Richtungsänderungen über mit Platten ausgelegte Stufen haben einen Laufrythmus auch nicht aufkommen lassen. Aber auch die extreme Schlechtwetterlage trug ständig dazu bei das man immer einer erhöhten Sturzgefahr ausgesetzt war. Aber mit all dem hab ich versucht mich so wenig wie möglich kritisch auseinanderzusetzen und negativ zu betrachten. „ beschäftige dich nur mit Dingen, die du kontrollieren kannst“ Das hab ich aber wirklich gemacht. Ich war ständig in guter Laune, voll überzeugt von dem, was ich mache, versuchte mich so wenig wie möglich mit Dingen zu befassen die nicht zur effizienten Durchführung meiner täglichen Aufgabe gehörten.
  • 8.Oktober: An diesem Tag begann für mich die Vorbereitungsarbeit für das morgige Finnisch.  Der Kopf hat schon die ganze Zeit gerechnet wann es für mich möglich wäre die Ziellinie zu überschreiten. Wenn der Körper damit einverstanden ist und du so diszipliniert bist die täglichen Vorgaben auf Punkt einhalten kannst, wird es auch so passieren.  Das heißt für morgen stehen 33 km auf der Tagesordnung. Finnisch um ca. 11:00 Uhr.
  • 9. Oktober: Ein schöner Tag: An diesem Tag stellte ich das erste Mal den Wecker, und zwar auf 04:30 Uhr. Um 04:15 Uhr hab ich ihn abgestellt und bin aufgestanden. Der letzte Tag. Der Boden hat ein wenig aufgetrocknet und somit hab ich gleich mit Laufen begonnen. Es war schon ein besonderes Gefühl und immerhin der 37 igste Wettkampftag. Reger Verkehr auf der Wettkampfstrecke. Die Ultraläufer starten gerne um 02:00 Uhr. Gerne gab ich auch Auskunft, wenn mich jemand fragte, wie es mir geht und wann ich vor habe zu finnischen. Nach zehn Kilometer hab ich dann mein gewohntes Frühstück (8-10 Käse/ Marmeladebrote) zu mir genommen. Mein Plan war jetzt so lange zu laufen das noch 6 km übrigbleiben. Eine kurze Pause ca. 30 min hab ich dann genutzt mich etwas schön zu machen, neue Kleidung und die Schuhe ebenfalls zu wechseln. So wie du jetzt bist, so schaust auch am Zielfoto aus. Also die letzten Runden ist die Post abgegangen. Adrenalin gesteuert  bin ich ein Tempo gelaufen, als ob ich in den Tagen davor nix getan hätte. Dies ist mir aber nicht unbekannt. The last Lap: Vor dem Überqueren der Matte kriegst die Fahne deines Heimatlandes in die Hand gedrückt. Die allerletzte Runde geht verkehrt, du hörst die österreichische Bundeshymne, die sie ganz allein nur für dich spielen. Der Körper funktioniert selbstständig, jedoch im Kopf passiert eine Emotionale Berg und Talfahrt. Ja ich habe geweint, aber nie, weil ich Schmerzen hatte, sondern nur froh und dankbar war das ich in meinem Alter an solchen Bewerben noch teilnehmen kann, mir realistische Chancen gebe zu finnischen und von allen Teilnehmern, die das gleiche Ziel haben die volle Akzeptanz und Wertschätzung genießen darf.                                                                                         

            

                                                                          

Nach 904:31:18 das sind 37 Tage und 16,5 Std. war es dann so weit. Ja es ist geschafft, 114 km schwimmen; 5406 km Radfahren und 1266 km laufen und alles gut. Mit Beifall, Umarmungen fotografieren und realisieren sowie wirklich loslassen verbrachte ich einige Zeit im Zielbereich.

Ich möchte mich auf diesem Wege bei meiner Frau, Familie, allen Personen, die mein Rennen verfolgt haben, mir laufend motivierende Nachrichten und Glückwünsche gesendet, mich vor Ort besucht, motiviert, mitgelaufen und angefeuert haben, recht herzlich bedanken.

„Lebe was du liebst“

         „Wir sehen uns draußen“  Lg Ali