Erstes Top10 Ergebnis bei einem Ironman-Rennen

 

Reisestress sei Dank hat’s jetzt doch etwas gedauert bis es meinen Blog zum ersten Rennen der Saison 2015 gibt. Verdient hätte es sich aber eigentlich nicht, so lange drauf zu warten. Ich habe jetzt versucht meinen Facebook-Newsfeed auf die Hompage einzubinden, dass auch Leser top informiert sind, die sich nicht im Social Media befinden – dort ist man zu 100% up to date, heuer dann auch teilweise mit Rennupdates während den längeren Rennen (Aber psst, meine Freundin Klara weiß noch nichts davon, dass sie das machen sollt haha).

 

Jetzt aber zum Rennen. Wenn man die Ergebnisliste anschaut, sieht man einerseits mal, dass absolute Top-Stars am Start waren und andererseits, dass mein Rückstand mit einer halben Stunde auf den Sieger jetzt nicht der kleinste ist – da will ich nichts verheimlichen und nichts beschönigen. Warum mich aber das Rennen so besonders stolz und glücklich macht, hat mehrere Gründe.

 

Jeder der meine letzten Blogs, die Posts im Social Media oder auch meinen Newsletter gelesen hat, wird wissen, dass keine leichte Zeit auf den Philippinen hinter mir liegt. Nach dem ich einen Sturz gut verdaut habe und auch davongetragene Verletzungen gut verheilt sind, hat es mich ja bekanntlich zwei Nächte vor der Challenge Philippines, dem ersten geplanten Halbdistanzrennen, mit einer Verkühlung erwischt. Auch das konnte ich noch einigermaßen Wegstecken und mich wieder zum Training aufrappeln. Was Leute, die mir nicht auf Facebook folgen aber noch nicht wissen, ist dass mich in der Ironman 70.3 Rennwoche Mittwoch nachts ein Hitzschlag des Tages niedergestreckt hat – 40 Fieber und völlige Magenentleerung, ich hatte die Finger schon auf der Notruftaste, nachdem ich fast nicht mehr gehen konnte. Das hat mich nicht nur physisch angeknackst, sondern auch psychisch extrem getroffen. Ich versuchte mir die Tage darauf einzureden, dass ich hier ein gutes Trainingslager hatte und die Rennen wohl nur nebensache sein sollten, aber im Endeffekt war die „renngeile Sau“ im eingefleischten Triathleten am Boden zerstört und weinte ehrlich gestanden nicht nur innerlich.

 

Tags darauf ging es aber schon gut bergauf. Essen konnte ich zwar noch nicht, aber das Fieber war mal weg. Gegen Abend und am nächsten Tag versuchte ich einfach alles reinzustopfen, was ich irgendwie runterbrachte, also ungesundes Zeug wie Cola, Chips oder Muffins – aber ich musste einfach beginnen irgendwie ein paar Kohlenhydrate reinzubekommen, egal welche. Freitag und Samstag konnte ich ganz normal Essen und Trinken – ich hatte noch etwas Halskratzen, aber fühlte mich noch besser. Körperlich gings aufwärts – und dafür, dass es psychisch auch in diese Richtung ging, sorgte ich damit, dass ich – trotz noch nicht absoluten Top Zustand des Körpers – den Einladungen des Veranstalters folgte: Damit standen am Freitag Filmaufnahmen und Interview für die Presse sowie die Pressekonferenz an. An der Seite des 5fachen Weltmeisters Craig Alexander (3 Mal Ironman, 2 Mal Ironman70.3) lauschte ich den ganzen Pro’s bis ich mich selbst zu Wort melden durfte. Meine absolute Zielvorgabe auf die Frage wer den meine Gegner seien: Ich selbst – Starten und Finishen ist das Ziel 🙂

 

Nachdem ich Samstag dann wieder insgesamt eine Stunde Training in allen drei Sportarten abspielen konnte, blickte ich einem Start schon sehr positiv entgegen, wusste aber genau, dass mein Rennen absolut perfekt sein müsste, um überhaupt finishen zu können.

 

Und da war er – der Renntag… und ja es war einfach perfekt, ich hätte an jenem Tag nichts besser machen können. Es war das schwierigste Rennen meiner bisherigen Karriere und endlich kann ich einmal in meinem Blog schreiben „Ich habe aus früheren Fehlern gelernt“ und nicht „ich habe in diesem Rennen wenigsten wieder was für die Zukunft gelernt“, was ich voriges Jahr in meiner ersten Profi-Saison so oft tun musste – und glaubt mir, es hat dann schon verdammt weh getan, wenn man diese Phrase immer wieder schreiben muss – aber ich bin mir wohl bewusst, dass mir das schon noch das eine oder andere Mal passieren wird bis hin zum Karriereende – aufs Minimum reduzieren, das muss die Devise sein.

 

Aber was war jetzt so perfekt? Die Zeit? Nein, die nicht, das habe ich einleitend schon erwähnt. Ich bin langsam geschwommen, ich bin langsam geradelt und ich bin langsam gelaufen! Aaaber ich habe alles gleichmäßig getan und ich habe keine Einbüche gehabt. Vom Start weg wusste ich, dass mein Schwimmen einfach nicht gut sein kann… Nach 2km Schwimmtraining in den letzten 3 Wochen wäre das wohl mehr als utopisch. Damit war das erste Ziel, welches ich erfolgreich erreicht habe: Locker schwimmen und vor allem locker aus dem Wasser steigen und nicht allzu viel verlieren. 6 Minuten auf die erste Gruppe und 7 Minuten auf den schnellsten Schwimmer bei einem Schwimmen im Meer ohne Neopren ist unter diesen Vorraussetzungen ein mehr als nur guter Erfolg! Und ich stieg locker wie nach einem Training aus dem Wasser.

 

In der Wechselzone sah ich, dass der Deutsche Matthias Knossella ein paar Sekunden hinter mir aus dem Wasser gestiegen war, eigentlich eine perfekte Konstilation, ist er doch ein wahnsinnig starker Radfahrer. Nach einem guten Wechsel fuhr ich allein los und er holte mich nach ca. 10, 15km am höchsten Punkt der Strecke ein. Und in diesem Moment vollbrachte ich die schlauste Tat seit meiner Attacke bei km120 in Hawaii. Ich fuhr nicht mit ihm mit! Es ist einfach nach dieser Vorgeschichte nicht drinnen gewesen – und das war für mich rennentscheidend im positiven Sinne. Ich konnte auf die 90km (in echt warens knapp über 87km) zwar über 40km/h Schnitt fahren, aber ich tat dies mit einem Schnitt von „nur“ 280 Watt (4 Watt/kg), was eher an der unteren Grenze meiner Möglichkeiten ist. (vgl. Trumer Triathlon waren 300 Watt voriges Jahr zum Beispiel) Zum Verhängnis wären mir beinahe die absolut dummen Labestationen der Veranstalter geworden.

 

Immerhin hab ich in Zell am See dazugelernt, dass man unbedingt was bekommen muss, auch wenn man dazu bremsen und sehr langsam werden muss. Ich war froh, dass ich das gelernt habe, alle Laben waren bergab!!! Dazu gab es nur kleine Flaschen zum aufschrauben. Ich konnte die also nicht in den Flaschen halter Stecken. In den Tropen sind 4 Labestationen dann schon wenig wenn man nur eine Wasserflasche und eine Gelflasche mit hat. Sehr durstig hab ich bei der letzten Labe vor dem Laufen dann recht viel Tempo zum rehydrieren rausgenommen.

 

Laufen – sauheiß!!! Ich habe mich auf dem ersten Kilometer umgezogen. Im Wechselzone hatte ich ein Päckchen mit Ärmlingen, Kurzarmshirt, Sonnenbrille, Kappe und „Wäschkluppal“. Das hab ich zeitsparender Weise alles während dem Laufen übergestreift um mich vor der Hitze und Sonne zu schützen – alles nass gemacht ist’s perfekt. Wofür das Wäschkluppal?! Ein nasses Shirt am Bauch ist unangenehm und kann auf die Dauer zu Magenproblemen führen 🙂 also hab ichs mir raufgezippt.

Tempomäßig bin ich’s langsam angelaufen und gleich langsam fertig gelaufen! Und ich glaube ich war wohl einer der einzigsten (wie der Deutsche sagen würde), der auf der zweiten Hälfte schneller war. Yay! Ich hab mal so quer bei den Zwischenzeiten drüber geschaut und auch vorne keinen gefunden. Also habe ich von Anfang an auch beim Laufen gewusst, dass ich sehr vorsichtig sein muss. Das war gut so, auch bei den Lauflabestationen fehlte es allen Teilnehmern an essentieller Verpflegung. Genug Wasser und Iso zum hydrieren hab es zwar, jedoch fehlte es an Gels und Cola. Gott sei Dank hatte ich zwei Gels in der Wechselzone. Das war ein absoluter Glückstreffer, der das Rennen gerettet hat. Aber Laben sind ja bekanntlich für jeden gleich. Ich kam Gott sei Dank auch trotz nicht ganz gefüllter Speicher vor dem Rennen über die 70,3 Meilen.

 

Als gesamt 8. ging es einem Rang hinter dem besten Age-Grouper (ein Australier, welcher übrigens in diesem Rennen 1000$ Preisgeld bekam – vielleicht auch mit ein Grund, warum die Deutsche Triathlonlegende Jürgen Zäck am Start war, aber das ist nur eine Spekulation meinerseits 😉 ) als 7. Profi ins Ziel in Subic Bay. Einfach genial.

Am Nachmittag nach dem Rennen musste ich mich beim updaten meines Facebook-Statusses wieder etwas zusammenreisen, so überglücklich war ich.

 

Glücklich, dass ich starten konnte…

Glücklich, dass ich finishen konnte…

Glücklich, dass ich ein konstantes Rennen gemacht habe…

Glücklich, dass ich ein fehlerfreies Rennen gemacht habe…

Glücklich, dass die Platzierung sich all dem angepasst hatte!

 

Es war ja nicht nur für mich ein schweres Rennen. Es gab natürlich auch Athleten, die schon vor Ort waren und nicht starten konnten, Athleten, die im Rennen einen Einbruch hatten und Athleten, die nicht finishen konnten. Da ich für das letzte Saison auch anfällig war, stimmts mich gleich noch glücklicher 🙂 um das Wort endgültig fertig zu brauchen.