IRONMAN 70.3 St.Pölten Gustav Förster

Ein schöner Tag in St. Pölten

 

Eigentlich schreibe ich Rennberichte ja nur nach Langdistanzen, aber da Ali so nett gefragt hat …

 

Auch wenn ich nun schon mehr als 6 Jahre in Österreich lebe, hatte ich St. Pölten nie auf dem Schirm, es war mir einfach zu früh im Jahr und da kann es bekanntlich ja noch recht kalt sein und das mag ich gar nicht. Wenn man sich den diesjährigen Mai anschaut, dann hatten wir mit unserem Wettkampf nun wirklich mehr als Glück, das ganze Wochenende Sonne pur bei angenehmen Temperaturen, also perfekte äußere Bedingungen.

Nicht ganz so perfekt war meine mittel- und unmittelbare Vorbereitungsphase. Die mittelbare nicht, weil mein Trainingslager in Thanyapura / Thailand doch eher ein Flop war. Obwohl ich Hitze ganz gut vertrage, waren die 35 Grad, wenn man aus dem steirischen Frühling kommt, einfach zu viel. Laufen bei Anbruch der Dämmerung morgens um 6 und Radfahren in der Sonne bei vermutlich über 50 Grad haben eher an meinen Kräften gezehrt, als zum Formaufbau beigetragen. Nur Schwimmen als Abkühlung war immer eine Wohltat. Wieder zu Hause habe ich mich dann auch lange Zeit nur schlapp gefühlt und es hat eine ganze Weile gedauert, bis die Formkurve wieder nach oben zeigte.

 

Die unmittelbare Vorbereitung war dann auch nicht ganz problemlos, nach Schmerzen in der linken Hüfte befürchtete ich schon Probleme mit dem Gelenk und sah meine Felle auch für dieses Jahr davonschwimmen. Entwarnung dann durch meinen Physio, Artrose macht sich immer durch Schmerzen in der Leistengegend bemerkbar, außen herum handelt es sich in der Regel um muskuläre Probleme. Also war kurz vor dem Wettkampf nochmal viel Knetarbeit angesagt, u.a. auch längeres (schmerzhaftes) Sitzen auf einem kleinen Hartgummiball.

 

Trotz der Sonne war das Wasser noch recht frisch, so um die 16 Grad, mit Neo aber letztlich kein Problem. Dank Wellenstart hält sich das Gedränge in Grenzen und da ich über den Winter viel Zeit in der Auster verbracht habe, hatte ich mich bei 35 Minuten angemeldet. Dass es dann doch fast 40 geworden sind, habe ich freilich schon im Wasser gespürt. Wenn jemand langsam an mir vorbeizog, konnte ich mich früher locker in den Wasserschatten hängen, was diesmal nur gelegentlich möglich war. Insofern bin ich

mit meiner Schwimmleistung nicht wirklich zufrieden, das war auch schon im letzten Jahr so, wo man wegen der anhalten Hitze allerdings nie mit Neo schwimmen durfte. Aber es ist wie es ist und so viel verliert man beim Schwimmen ja nicht. Der Landgang ist in St. Pölten ungewöhnlich lang, da ist man knapp 2 Minute unterwegs, bevor man in den zweiten See springt. Als ich das erste mal aus dem Wasser gestiegen bin, habe ich gleich meine Hüfte gespürt, kein sehr vielversprechendes Zeichen.

 

  1. Wechsel – Eigentlich geht man vorher alles mehrmals genau durch, aber es gibt immer wieder Überraschungen, diesmal in Form meiner Garmin Uhr. Früher war ich immer ohne alles unterwegs, sprich ohne Uhr und ohne Tacho. Inzwischen finde ich es schon recht interessant, mir die Werte nachträglich anschauen zu können, zumal aktuelle Uhren die Möglichkeit bieten, den Triathlon in seinen unterschiedlichen Phasen recht genau aufzuzeichnen. Im Unterschied zum letzten Jahr hatte ich diesmal aber einen Neo an und der linke Ärmel wollte sich partout nicht über die Uhr abstreifen lassen. Dazu noch die klammen Finger vom kalten Wasser und es gibt nichts Nervigeres, als für so etwas Zeit zu verschwenden. Fluchend ist es mir dann irgendwann doch gelungen, aber eine Minute bleibt so schnell liegen. Immerhin gut zu wissen, in Klagenfurt werde ich erst die Uhr und dann den Neo ausziehen. Aber es geht natürlich auch noch viel schlimmer. Später im Zielbereich hat mir ein AK-50 Teilnehmer sein Leid geklagt, der aus gleichem Grund seinen Chip beim ersten Wechsel abgelegt und anschließend vergessen hatte, ihn wieder anzulegen. Er gehörte zum „Aloha Team- Erika“, das mir am Tag zuvor schon auf dem nahe gelegenen Zeltplatz aufgefallen war. Wie der Name schon andeutet, ist das (Fern) Ziel eine Teilnahme in Kona, das sie mit viel Engagement, Freude und Enthusiasmus angehen. Wir hatten uns länger unterhalten und ich hatte ihm geraten, den ersten Wettkampf ruhig anzugehen, aber das sagt sich so leicht und obwohl ich nun schon so viele Wettkämpfe bestritten habe, bleibt da immer eine gewisse Nervosität. Aber vermutlich ist das gar nicht so schlecht, ein wenig Adrenalin ist der Leistung schließlich nicht abträglich.

 

Die Radstrecke ist abwechslungsreich und landschaftlich schön, allerdings hatten wir entlang der Donau kräftigen Gegenwind und das ist nicht so mein Ding. Windschatten war dort leider gar keiner, ich war zu diesem Zeitpunkt eher isoliert unterwegs. Selbst wenn man die 10 Meter Abstand einhält, spürt man eine Erleichterung, aber wenn da niemand ist … An den Bergaufpassagen lief es dagegen recht gut und an den Bergabpassagen noch besser, zum einen meiner früheren Motorradrennfahreraktivitäten geschuldet, zum anderen aber auch, weil mein Rad auch nach 20 Jahren sicher immer noch zu den schnellsten im Feld gehört. Die ganz persönlichen Eindrücke auf der Radstrecke sind inzwischen zwiespältig. Einerseits bin ich immer wieder verwundert, mit welchem Tempo mich andere Teilnehmer gerade in den flachen Passagen überholen, das ist dann doch ein wenig frustrierend. An den Bergaufpassagen gibt es wiederum durchaus durchtrainierte Athleten der AK 25 – 55, an denen ich vorbeiziehen kann, wobei ich mich dann frage, wie mag es denen gehen, wenn die auf meinem Rücken das AK-Schild 65-70 sehen? Richtig Laune machen die Abfahren, vor allem wenn ich ohne etwas zu tun an Teilnehmern vorbeirolle, die schon wieder eine ganze Weile treten müssen, weil es flacher wird. Mein inzwischen schon sehr betagtes Softride Fast TT macht seinem Namen nach wie vor alle Ehre. Gut mit meinen Kräften Haus haltend, bin ich dann wieder in St. Pölten eingelaufen und war durchaus gespannt, was mich beim Laufen erwarten würde, denn bei den letzten Vorbereitungen war ich nicht in der Lage, schneller als 5:00 zu laufen und das ist nicht so toll.

 

Das viele Kneten und Dehnen konnte so kurzfristig dann doch keine Wunder bewirken, was mir beim Zwischensprint von einem See zum anderen aber schon klar war. Der Anfang war gleich recht zäh, aber immerhin ohne größere Schmerzen. Hin und wieder meldete sich der Ischias und da hat man dann das Gefühl, das ganze Bein könnte einem unterm Laufen einfach so wegknicken, aber das waren nur seltene Momente und ich war zumindest zuversichtlich, durchzuhalten. Trotzdem ist es schon ein wenig frustrierend, wenn man fast nur überholt wird, in Wiesbaden, wo ich fast jedes Jahr angetreten bin, war ich Anderes gewohnt. Auf dem Weg in die Altstadt habe ich dann meinen Konkurrent Markus Jochum gesehen, wobei er sich schon wieder auf dem Weg aus der Stadt heraus befand und ich wusste sofort, dass ich den Abstand selbst in einer top Laufform nicht aufholen könnte. Meine Hoffnung, dass es auf der zweiten Runde besser laufen könnte hat sich tatsächlich bestätigt, nicht zuletzt, weil die richtig schnellen Leute dann schon im Ziel sind. Ich konnte mein Tempo sogar leicht steigern und befand mich plötzlich wieder auf der Überholspur, was dann noch einmal etwas beflügelt.

 

Während eines Wettkampfes gibt es immer Gesichter, die man öfter sieht und mit einer Frau gab es eine Art Hase und Igel Spiel. Immer wieder wurde ich von ihr überholt, so dass ich sie schließlich fragte, wo sie denn stets her käme. Des Rätsels Lösung war einfach, sie nahm sich an den Verpflegungsstellen deutlich mehr Zeit und musste die Lücke dann immer wieder zulaufen. Als es dann bei mir etwas besser lief, konnte ich auch läuferisch vorbeiziehen und das sind dann so die kleinen Freuden, die einen bei Laune halten. Relativ entspannt bin ich ins Ziel gelaufen und war dann später doch überrascht, dass Markus auf der Laufstrecke nicht schneller war und 1:46 sind für die Umstände gar nicht so schlecht. Also bin ich durchaus zufrieden und blicke ganz zuversichtlich nach Klagenfurt. Eigentlich hatte ich ja damit gerechnet, dass mich Markus auf der Laufstrecke distanzieren würde, dass er aber auf dem Bike rund 13 Minuten schneller war, lässt mich ein wenig staunen, denn so schlecht war ich da auch nicht unterwegs, zumindest war das mein Gefühl, wobei die bekanntlich täuschen können.

Heute, zwei Tage danach, geht es mir schon wieder recht gut, aber die Wettervorhersage ist mal wieder grausig, lockeres Regenerationstraining ist zumindest auf dem Rad nicht angesagt, also viel Zeit zum Schreiben …

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